Immer wieder werden wir gefragt, wie lange sich denn, wo die DNA am besten hält oder direkter: Wann lohnt sich eine DNA-Analyse noch? Zusätzlich lesen oder hören wir immer wieder, dass DNA-Untersuchungen nicht durchgeführt wurden, weil zu viel Zeit verstrichen sei, es zu feucht oder zu trocken, zu sonnig, zu warm oder zu kalt war. Daher möchten wir uns heute einmal nur kurz zu einem Thema melden, welches sicherlich zu einem der Hauptkompetenzen in der Forensik gehört.
Wie lange nach einem Vorfall (die Spurenlegung) kann die DNA noch analysiert werden?
Diese Frage ist nicht immer pauschal zu beantwortet und manchmal ist es eine Einzelfallentscheidung, die davon abhängig gemacht werden muss, wie wichtig die Untersuchung für die Betroffenen ist.
Der Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig: Die Art der Spur, Zustand, Spurenträger, klimatische („Makroklima“) bzw. direkte Umgebungsverhältnisse („Mikroklima“) etc. …
Je älter eine Spur, desto schwieriger wird es mit der Typisierung. Das kann man sicherlich so sagen und auch wir haben zahlreiche Studien mit Zeitreihen bei faulendem Gewebe (unter Labor- und Freilandbedingungen), bei flüssigen Proben, unterschiedlich verbrannten Geweben und Knochen und vieles mehr durchgeführt, um festzustellen, wie lange die DNA noch typisiert werden kann. Aufgrund der heutigen modernen Methoden aber, gelingt eine Analyse noch erstaunlich lange.
Fakt ist, dass sich eine getrocknete DNA-Spur (z.B. aus Blut, Sperma oder Speichel) mindestens jahrzehntelang halten kann. Das weiß man durch viele Einzelfälle (alte Morde von vor 20 oder 30 Jahren, wo heutzutage mit
modernen Mitteln DNA aus den Spurenträgern erfolgreich analysiert werden kann) oder auch durch systematische Versuche, weil unsere alten Kollegen schon vor 50 oder 60 Jahren Blut- und Speichelproben bei Obduktionen auf
Baumwolltupfer verbracht und für den Fall der Fälle gelagert haben. Diese können heute ohne Probleme analysiert werden (die Proben, nicht die Kollegen…). Sobald eine DNA-Spur getrocknet ist, passiert relativ wenig mit den Molekülen.
Und wie trocknet sie am besten?
Warme Temperaturen und ein laues Lüftchen sind perfekt. Also z.B. ein auf kleinster Stufe eingestellter Fön, der die Probe vorsichtig trocknet oder aber im Freien ein steter Wind, der Gleiches tut. So entstehen z.B. auch „natürliche“ Mumien. D.h., eine Leiche verfault und verwest nicht, sondern mumifiziert in relativ schneller Zeit, weil sie günstigen Umgebungsbedingungen ausgesetzt ist. Gleiches kann also auch für unsere DNA-Spur geschehen.
Wichtiger ist eher, was ist schlecht für die DNA?
Ganz sicherlich Feuchtigkeit und Luftabschluss. Wenn eine Probe feucht eingepackt wird (z.B. ein feuchter Tupfer in Plastik) tritt sehr schnell ein unangenehmer Degradationsprozess ein. Daher sollten feuchte Tupfer ohne Selbsttrocknung nie sofort verschlossen und große Spurenträger nie luftdicht abgedeckt werden. Hier können sich sog. feuchte Kammern bilden und die Probe gammelt fröhlich vor sich hin. Daher sollte man also immer gucken, wo DNA-Spuren getrocknet vorliegen, es sei denn die Probe ist superfrisch. Hier ist die Qualität am höchsten. Noch feucht mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten versetzt bedeutet dagegen, dass die DNA zum einen verdünnt und zum anderen auch eher diversen Abbauprozessen ausgesetzt ist. Die Erfolgsquote für eine erfolgreiche Typisierung sinkt.
Jetzt ist an dem Spurenträger nichts getrocknet, oder es ist durch den Morgentau wieder feucht geworden?
Neueste Studien aus der Rechtsmedizin haben gezeigt, dass DNA-Spuren auf der Kleidung sogar nach gewissen Zeiten im Wasser (in Abhängigkeit von Fließgeschwindigkeit und Temperatur) noch nachweisbar sind. Mehrere Tage kann die DNA unter Wasser überdauern …
Daher empfehlen wir, Abstriche anzufertigen und diese entweder vor dem Verschließen gründlich trocknen zu lassen oder aber gleich die guten, selbsttrocknenden forensischen Tupfer zu benutzen. Und damit die Stellen beproben, wo mutmaßlich der stärkste Kontakt zwischen Spurenleger und Spurenträger stattgefunden hat. Und im Zweifel sollten grundsätzlich Proben angefertigt werden. Diese können immer noch verworfen werden, wenn die Erfolgsaussichten zu schlecht sind oder man sich doch gegen eine Analyse entschließt. Andersherum aber wird es schwierig….
Um das ganz einfach zu halten, haben wir Entnahmesets für die Asservierung am Tier und zur generellen Spurenentnahme (z.B. an Gegenständen) entwickelt, die alles enthalten, was nötig ist (inklusive sterilem Wasser zum Befeuchten) und gerne über uns bezogen werden können. Zusätzlich kann sich jeder bezüglich einer Entnahme an uns wenden, damit die Spuren hier nicht gleich am Anfang verloren gehen.
Die Probenentnahme ist der wichtigste Schritt einer erfolgreichen forensisch-genetischen Untersuchung und daher möchten wir alles tun, um dabei zu unterstützen. Jeder Fall sollte individuell betrachtet und auf keinen Fall pauschal behandelt werden („Nach xx Stunden ist alles degradiert“, „Bei +23°C geht gar nix mehr“)….also, im Zweifel einfach
schreiben oder anrufen und nachfragen.
Wir lieben Spuren!