In dieser Rubrik erklären wir immer gerne Wichtiges aus unserem Fachbereich oder informieren zu aktuellen Anlässen.

Gestern hat ForGen es gewagt, zu erwähnen, dass über den reinen Nachweis der mitochondrialen DNA keine Einwanderung von Tieren in eine Gruppe nachzuweisen ist, wenn man die aus Verpaarungen entstandenen Nachkommen untersucht. Und wir haben erwähnt, dass nur über die mtDNA keine Vermischung von Hunden mit Wölfen erkennbar ist. Wenn man also nur die mtDNA untersucht hat und diese eine eindeutige Hunde-typische Sequenz zeigt, kann man sicher sagen, dass das Muttertier ein Hund ist, bzw. die Oma oder irgendjemand der mütterlichen Linie. Was aber der Vater ist, kann nicht sicher bestimmt werden. Nur, wenn es auszuschließen ist, dass eine derartige Verpaarung stattfinden kann, wäre es legitim aus dem mtDNA-Ergebnis „Hund“ in der Schlussfolgerung den Hund anzugeben.

Offensichtlich aber haben wir das nicht gut genug erklärt, wie uns das Internet zeigt, dort ist Folgendes zu finden:

 

 

 

 

Daher jetzt einmal für alle:

Die mtDNA wird maternal vererbt, d.h. alle Individuen einer einzigen mütterlichen Linie besitzen identische mtDNA, auch die Männer!!! Dieses Basiswissen ist heutzutage mindestens Bio-Grundkurs-Niveau. Wer sogar Biologie studiert hat, sollte dies auf jeden Fall wissen, sonst müsste man sich um die Ausrichtung dieses Studiengangs und um unsere Akademiker wirklich Sorgen machen.

Warum aber ist das so? Einmal ein Versuch der Erklärung in einfachen Worten, damit es auch wirklich jeder versteht:

Bei der Paarung verschmelzen die Eizelle (der Mutter) und die Samenzelle (des Vaters), beide Zellen haben einen halben (haploiden) Chromosomensatz, der im Zellkern verpackt ist, so dass das Ergebnis dieser Verschmelzung aus genau den beiden Eltern „besteht“. Wir haben alle unsere Chromosomen in Paaren vorliegen (Ausnahme das Y-Chromosom) und je eines ist von der Mutter und eines vom Vater. Daher funktioniert auch die gesamte Vererbungsanalytik.

Jetzt gibt es aber noch die mtDNA. Und die liegt NICHT im Zellkern. Sie ist als ringförmiges Molekül in mehreren Kopien in den Mitochondrien lokalisiert. Diese Zellorganellen sind für unsere Energiegewinnung und die Zellatmung zuständig; man nennt sie auch Kraftwerke der Zelle.

Und von diesen Mitochondrien hat eine Eizelle unfassbar viele, weil sie ja auch viel zu tun hat. Das Spermium dagegen besitzt nur sehr wenig Mitochondrien, die am unteren Ende am Schwanzansatz vorliegen. Dringt dieses Spermium nun in die Eizelle ein, verliert es sofort sein nun unnütz gewordenes Antriebsschwänzchen und damit auch die Mitochondrien mit der in ihnen befindlichen DNA. Der Forensiker kennt weniger Ausnahmefälle, wo einmal Papas mtDNA nachweisbar war. Aber das ist erstens eine unglaubliche Ausnahme und zweitens kaum mit normalen Methoden nachweisbar.

Es bleibt nach der Verschmelzung also eine befruchtete Zelle, die sich nun weiter vermehren wird und dabei eine perfekte Mischung aus der nukleären DNA (DNA aus dem Zellkern) der BEIDEN Eltern darstellt. Das nennt man auch Rekombination. Die mtDNA aber kommt NUR von der Mutter, sie rekombiniert nicht. Daher nennt man das Ganze auch HAPLOTYP.

Also hätte man zuhören sollen. Natürlich besitzen auch Männer (oder eben männliche Wölfe) mitochondriale DNA. Und wenn diese irgendwo hinwandern, nehmen sie diese in ihren Zellen mit. Findet man Spuren von diesen Tieren oder sie selber, kann man selbstverständlich ihre mtDNA untersuchen.

Sobald sie sich aber verpaaren, ist ihre mtDNA verloren, da ihre Nachkommen nur die mütterliche mtDNA zeigen.

Nehmen wir einmal das Beispiel einer Wölfin, die sich mit einem Labrador paart und kleine, süße Mischlingswelpen zur Welt bringt. Die mtDNA dieser Welpen wird aussehen wie von einem Wolf….Papas mtDNA findet niemand mehr. Oder denken wir an einen stattlichen Wolf aus Russland, der Lust hat, nach Frankreich zu wandern und sich dort eine schicke französische Fähe zu suchen. Er kann noch so viele Nachkommen zeugen, man wird die Herkunft dieser Tiere nie herausbekommen, wenn man nur die mtDNA untersucht.

Bevor also losgeschimpft und gelästert wird, einmal nachdenken.

Zusammenfassung: ForGen hat sich NICHT blamiert. Aber vielleicht der Eine oder die Andere…..

das ForGen-Team.

PS: Nein, wir haben keine Studien zur Vererbung der mtDNA durchgeführt, falls das jemand wissen möchte und als Qualitätskriterium für die Echtheit dieser Aussagen ansieht. Und wir weigern uns auch, für diese Basiswissen Quellen anzugeben. Gerne kann der Zweifler in unseren eigenen oder den vielen von uns betreuten Doktorarbeiten über mtDNA nach neutralen Quellen sehen. Tatsächlich, manch einer hier hat nämlich nicht nur Biologie STUDIERT, sondern auch noch in Biologie PROMOVIERT, und dann noch HABILITIERT und an der Uni eine PROFESSUR gehabt. Aber wir wollen uns ja nicht über Kompetenzen streiten …

ForGen informiert: Zur Vererbung der mitochondrialen DNA (mtDNA)