es gibt Themen, die polarisieren. Sie spalten die Gesellschaft und führen im schlimmsten Fall dazu, dass sich zwei Gruppen gegenüberstehen und fern jeder Logik und Fairness befeinden. Dazu gehört z.B. der Familiennachzug bei Flüchtlingen oder der Umgang mit Straftätern, insbesondere Vergewaltigern oder gar Kinderschändern. Und auch der Wolf gehört offensichtlich dazu, wie ForGen lernen musste. Hier ist man offensichtlich entweder für den Schutz dieser Tiere oder aber man steht auf der anderen (bösen) Seite und möchte Sie rigoros ausrotten. Andere Möglichkeiten scheint es nicht zu geben.
Und offensichtlich fehlt vielen die Vorstellungskraft, dass wir bei ForGen einfach unsere Arbeit machen, völlig egal, um was es geht und was herauskommt. Einzig wichtig ist, dass die Ergebnisse erklärbar und nachvollziehbar sind und dass mit einer lückenlosen Beweiskette nachgewiesen werden kann, wann, was, wie, wo und von wem bearbeitet wurde. Das nennt sich Transparenz und Objektivität. Ein forensischer Sachverständiger ist neutral in seiner Begutachtung und darf sich gerne über schöne Ergebnisse freuen, ob die aber dazu führen, den Tatverdächtigen zu be- oder zu entlasten, muss ihm egal sein. Noch nie sind wir bei Gericht gefragt worden, ob wir für oder gegen Mord oder Vergewaltigung seien….
Dabei sind alle Analysen sorgfältig, validiert und verifiziert und werden nach Standardarbeitsanweisungen durchgeführt. Hinter jeder Analyse stecken diverse wissenschaftliche Vorergebnisse; entweder aus eigenen Studien oder aber aus bereits als Artikel oder als Kongressbeiträge veröffentlichte Untersuchungen anderer Arbeitsgruppen.
Wie aber kann man die Leistungsfähigkeit eines Labors und ihrer Wissenschaftler objektiv beurteilen?
Sicherlich kann es kein Kritikpunkt sein, wenn ein Labor seine Methoden nicht selbst entwickelt hat, sondern sich auf die publizierten Studien anderer verlässt. Davon lebt die Wissenschaft und u.a. deshalb werden Ergebnisse veröffentlicht.
Ringversuche sind eine gute Methode nachzuweisen, dass ein Labor bestimmte Dinge tatsächlich kann. Hier nimmt ForGen viermal jährlich an solchen Ringversuchen teil, in denen u.a. die folgenden Leistungen abgeprüft werden:
• Typisierung einfacher Proben (z.B. Blut, Körperflüssigkeiten)
• Typisierung von Minimalspuren aus unterschiedlichsten Quellen (Knochen, Spuren auf unterschiedlichsten Trägern)
• Zuordnung von Proben mittels Mischspurdiagnostik und aufwändiger Biostatistischer Analyse
• Genotypbestimmung und einfache Spurenberechnungen
• Berechnung komplexer Abstammungsgutachten
Dank transparenter Rechenwege sowie einer allgemein nutzbaren Datengrundlage, ist es möglich, dass alle Labore weltweit exakt dieselben Ergebnisse bekommen.
Beinahe witzig ist der Vorwurf, wir könnten nicht mit geringen Mengen zerstörter DNA umgehen: historische Knochen, Leichenbrand, moderne verbrannte Krematoriumsleichen, Brandleichen…hierzu haben wir ausgiebige Studien durchgeführt, vorgestellt UND veröffentlicht.
Und auch die Kontaminationsproblematik ist uns Forensikern nicht fremd und ja, lieber Herr Denunziant, wir haben tatsächlich schon mit solchen Proben gearbeitet (und zahlreiche Fälle für die Polizei gelöst)! Auch hierzu kann jeder, der Interesse oder Zweifel hat, leicht herausfinden, was wir zu diesem Thema untersucht und veröffentlicht haben.
Ach ja, wir können nicht rechnen und daher liefern wir falsche Ergebnisse? Seit 1999 haben ForGen-Mitarbeiter eine lückenlose Bestätigung ihrer Rechenkünste durch erfolgreiche Ringversuchsteilnahmen. Siehe oben. Hier kommt dann der nächste lustige Punkt: ForGen nutzt bestehende und anerkannte Formeln und Algorithmen zur Berechnung und hat diese in die eigene Datenbank implementiert. Das ist offensichtlich schlecht und nur der, der die kommerziell oder auch öffentlich zu erhaltenen Softwareprogramme nutzt, rechnet richtig…
Was ist lustig daran? Nun, eine bestimmte Formel bleibt eine Formel, egal in welchem Programm (zur Abstammungsberechnung gibt es Dutzende von Softwarelösungen) und 5+5 bleibt 10, egal, ob ich das mit dem Taschenrechner oder dem Rechenschieber oder aber ganz mutig im Kopf rechne….
Und was ist mit der Möglichkeit, dass die die Qualität eines Gutachtens z.B. dadurch messbar ist, welche Kriterien im Labor eingesetzt werden. Wird nach einem Qualitätsmanagement gearbeitet? Und wenn ja, nach welchem? Sind alle Untersuchungen transparent und jederzeit nachvollziehbar? Kann man dem Gutachten entnehmen, was getan wurde, welche Methoden eingesetzt wurden? Das ist Transparenz, nicht aber die einfache, nichts erklärende Tabelle ohne jegliche Einzelbefunde. Dabei ist die Akkreditierung sicher nicht das Hauptkriterium für Qualität. Es gibt viele gute Labore, die sich diesem Stress und Ärger nicht aussetzen, weil es für sie nicht nötig ist. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, wie teuer und aufwändig eine Akkreditierung ist. Diese allerdings sichert gewisse Standards und zeigt, dass ein Labor eben genau diese sehr hohen Standards einhalten kann. Und wer einmal eine Methode nach diesen Standards validiert oder verifiziert hat, weiß, was das heißt.
Weitere Qualitätskriterien sind bzw. könnten sein:
• Erfahrung und Ausbildung der Mitarbeiter
• Spezialisierung des Labors
Unsere Schwerpunkte sind – wie schon erwähnt – Minimalspurdiagnostik, Populationsgenetik und Kontaminationen und dazu haben wir zahlreiche Publikationen veröffentlicht, angefangen haben einige von uns Mitte der 90er Jahre. Das zusammen mit unserer Ausbildung, Erfahrung und Routine scheint auszureichen, um international als forensischer Gutachter anerkannt zu sein, um an Mordfällen mitzuarbeiten, Abstammungsfälle zu lösen, das einzelne Hundehaar aus dem Auto des Mordopfers zu typisieren, die Bisswunde des Kindes zu beproben, nicht aber, um eine Rissprobe auf spezifische DNA-Merkmale eines Hundes oder eines Wolfes zu untersuchen…???
Euer heute etwas ratloses ForGen-Team