Natürlich ging es wieder einmal um den Wolf. Man könnte meinen, wir machen den ganzen Tag nichts anderes und dann verbringen wir auch noch unsere Freizeit mit diesem Thema.

Am Mittwochabend hatte die FDP in den Kieler Landtag geladen „Wolf neu denken. Von Wolfsgebieten lernen“. Das hörte sich doch eigentlich ganz spannend an und wir dachten uns, möglicherweise könnten wir dort einige, für uns interessante Dinge erfahren oder zumindest beleuchten. Dass vor allem die Nutztierhalter sehr unter den Wölfen leiden, nach und nach auch private Tierbesitzer Probleme bekommen und viele sich einfach unwohl fühlen ob der Tatsache, dass die Vierbeiner durch ihre Dörfer, über Ihre Höfe oder in ihre Gärten laufen, ist bekannt und natürlich ging es in Kiel um diese Themen. Wir aber hatten uns noch mehr erhofft. Wie z.B. kann es sein, dass ein Tier (ein Schaf oder gar ein Rind) gerissen wird und sobald es das offizielle Ergebnis „Hund“ gibt, sich niemand mehr dafür interessiert? Entschädigung gibt es unter diversen Umständen bei einem Wolfsriss. War der Übeltäter aber ein Hund, ist das höhere Gewalt (?) und es gibt kein Geld. Nahezu viel drängender ist die Frage: Wieso interessiert es denn niemanden, dass scheinbar lauter wilde Hundemeuten durch Deutschland ziehen und ihr Nahrungsspektrum von der Dose auf Nutztiere umgestellt haben? Sollte das kein öffentliches Interesse sein? Oder wieso wird nicht versucht, herauszufinden, ob Nachbars Schäferhund die Lämmchen, Rinder etc. nebenan frisst? Wäre dann nicht der Nachbar haftbar? Und wer darf bzw. sollte hier die nötigen Untersuchungen durchführen dürfen? Fragen über Fragen, aber kehren wir doch einmal zurück zur Veranstaltung. Erster Redner war Gregor Beyer, Geschäftsführer des Forums Natur Brandenburg, der einen Einblick in die Wolfsgeschichte seines Bundeslandes präsentierte. So zeigte er u.a. die aktuelle Rissstatistik, die (und das wissen wir) nicht alle toten Tiere zeigte, sondern nur die anerkannten. Gerissene Hunde z.B. gibt es demnach keine in Brandenburg. Herr Beyer nannte das Wolfsmanagement eines der größten Probleme und sprach sich für das Durchführen von Schutzjagden aus. Mehrfach versicherte er, dass es hier nicht um die Ausrottung des Wolfes ginge. Vielmehr um Übersicht und Kontrolle und den Schutz des Menschen und seiner Tiere. Ganz klar sagte er, dass es in Deutschland Bereiche gäbe, wo zwischen Wolf und Mensch keine problemlose Ko-Existenz möglich sei. Wolfsproblemareale nannte er diese.

Nach Ihm erhielt der Wildtierbeauftragte Sachsens, Friedrich Noltenius, das Wort. Sehr klar und deutlich berichtete er über die Entwicklung in Sachsen und kam zu dem klaren Schluss, dass der Wolf sich nicht weiter ungehindert ausbreiten dürfe. Gerade in Sachsen gäbe es mittlerweile mehr als genügend Tiere und „die Wanne sei voll“. Auch kritisierte Herr Noltenius die vielen nachgewiesenen Hunderisse und stellte diesen offiziellen Analyseergebnisse den gesunden Menschenverstand und Logik gegenüber. Was für Hunde seien das auf einmal? Wieso in letzter Zeit so viele dieser Tiere? Woher kommen sie und wo leben sie? Fragen, die sich auch ForGen stellt, wobei wir zusehen, dieses Thema so objektiv wie möglich zu sehen. Daher würde uns es schon interessieren, welcher Hund so marodierend über die Weiden läuft oder zumindest welcher Rasse er angehört. Abschließend erklärte er, dass das Wolfsmanagement in Sachsen nicht funktioniere und der Ansatz mit den wolfssicheren Zäunen ebenfalls nicht. Das ist dann gleich das richtige Stichwort für den Umweltminister, Herrn Albrecht, der sich trotz eines engen Terminkalenders bereit erklärt hatte, an der anschließenden Podiumsdiskussion teilzunehmen. Herr Albrecht erklärte nämlich, dass 1 m hohe Zäune wissenschaftlich erwiesen einen sicheren Schutz für die Herden gegen den Wolf (oder Hund) darstellen würden. Demjenigen, der daraufhin sagte, diese Zäune seien nicht sicher und würden überwunden werden, entgegnete er „man sei da wohl unterschiedlicher Meinung“. Das ist doch jetzt spannend und wir werden aus rein wissenschaftlichem Interesse versuchen, diese Studie/Studien zu erhalten und gucken dann nach, WIE das wissenschaftlich bewiesen wurde. In der Wissenschaft ist das experimentelle Design mit das Wichtigste bei einer Studie und wer hier Fehler macht, kann schnell das falsche Resultat erhalten. Hat man eine Gruppe Wölfe genommen und Sie zum Springen animiert? Wenn ja, wie viele und aus welcher Population bzw. aus welchem Rudel? Möglicherweise können Wölfe aus Osteuropa besser springen als solche aus dem Süden? Falls sie alle aus einem Rudel stammten, war es möglicherweise einfach eine unsportliche Sippe? Und wie alt waren die Versuchswölfe? Springen junge Wölfe höher als alte Tiere oder ist das etwas, was man lernen kann und die Jungen müssen erst noch üben? Also braucht es eine altersgemittelte Untersuchungsgruppe. Und war es eine geschlechtsgemischte Gruppe? Hier ist wichtig, dass männliche UND weibliche Tiere untersucht wurden, um der möglicherweise unterschiedlichen Leistung der Geschlechter gerecht zu werden. Und wie hat man die Tiere motiviert? Eingesperrt und hungern lassen und dann Lämmchen auf die andere Seite des 1 m hohen Zaunes platziert? ODER aber es gibt Untersuchungen, die da zeigen, dass der Wolf an sich gar nicht in der Lage ist, so hoch zu springen, weil seine Anatomie das gar nicht hergibt. Zu wenig Muskulatur, unpassend ausgebildete Gelenke…dann bräuchte es natürlich keine Studie und das Interessante hier wäre nur noch, wie der Mensch es geschafft hat, aus einem springunfähigen Tier so sprungbegabte Hunde zu züchten….Das aber hat dann nichts mehr mit dem Wolfproblem zu tun. Möglicherweise könnte dies dann ins Wolfsmonitoring mit aufgenommen werden. Sobald ein Riss in einem mit einem Zaun geschützten Gebiet geschieht, kann es kein Wolf gewesen sein, da dieser sicher nicht hinüberkommt….nun ja, es war ein interessanter Abend.

Wir werden sehen und melden uns zu diesem Thema, sobald wir die Studie vorliegen haben.

Euer heute etwas rätselndes
ForGen-Team

ForGen ist im Kieler Landtag… und staunt.