Das Internet ist oft schon was Feines. So bekommen wir immer wieder Emails herein, die zeigen, dass
Wissenschaftler überall auf der Welt die von uns durchgeführten Studien lesen und Erkenntnisse,
Tipps, Ideen hieraus in ihre heutige Forschung mit einbauen. Aktuell erreichte uns diese Information,
dass unsere Veröffentlichung aus dem Jahr 2010 in einer anderen Studie zitiert wird. Damals haben
wir mit Wissenschaftlerin aus zwei weiteren, sehr, sehr, sehr guten Arbeitsgruppen dieses Projekt
durchgeführt und veröffentlicht und eine unfassbar nette und sympathische Studentin von uns hat
dafür ihren Doktor der Medizin bekommen.
Das waren großartige Zeiten an der Universität und wir hatten das Glück, dass wir neben dem
Forschungsauftrag, den man an der Uni hat, auch „richtig arbeiten“ durften. D.h., wir haben u.a.
Aufträge für die Polizei und Gerichte untersucht und bei vielen spannenden und oft auch aufregenden
oder unfassbar traurigen und kaum zu verstehenden Fällen mitarbeiten dürfen. Dies hat uns gezeigt,
wo die Probleme liegen, was tatsächlich benötigt wird und wo die forensische Genetik ausgebaut
bzw. optimiert werden muss. Wir saßen nie in einem Elfenbeinturm, sondern immer dicht dran an der
so oft grausigen Realität. Dabei sind Veröffentlichungen entstanden, die zeigen, wie aus völlig
verbrannten Knochen, aus absoluten Minimalspuren von Hautabrieben, aus einzelnen Haaren aber
auch aus mehrere tausend Jahre alten Skelettfunden z.B. aus dem Neolithikum (Jungsteinzeit) noch
brauchbare genetische Daten erhoben werden können; wie man herausfindet, ob der Blutfleck von
einer Person mit blauen oder braunen Augen stammt oder wie leicht es ist, bei
Abstammungsgutachten Fragestellungen falsch zu beantworten, obwohl man eigentlich alles richtig
gemacht hat.
Jetzt sind wir in einem privaten Labor tätig und haben einfach nicht mehr die Zeit für derartige,
intensive Forschungsaktivitäten. Vom Geld mal ganz zu schweigen. Von der Miete, über die
Akkreditierung, dem Druckerpapier und die Briefmarke bis hin zu lauter unfassbar nötigen
Versicherungen müssen wir nun alles selbst bezahlen. Niemand fängt uns am Ende des Jahres auf; es
gibt keinen Kostenzuschuss der Universität oder gar des Landes und keine Querfinanzierung mit
anderen Bereichen. Macht uns das angreifbar? Sind wir dadurch abhängig und beeinflussbar? Nein!
Es gibt nicht den großen Geldgeber, der uns finanziert sind und der mit dem Damoklesschwert über
uns wedelt. Von dem wir wissen, dass er unser Gehalt zahlt und der dafür sorgen kann, dass das
Labor ratzfatz umgestaltet, umgesetzt oder- wie es oft so schön heißt- neu ausgerichtet wird. Nein,
jeder einzelne Auftrag sorgt dafür, dass wir am Ende des Jahres noch existieren; jeder einzelne
Auftrag ist wichtig und damit sind wir jedem einzelnen Auftraggeber verpflichtet. Womit? Damit, das
bestmögliche Ergebnis zu erarbeiten, das leider nicht immer zwangsläufig das ist, was derjenige gerne
hätte. Aber es ist das richtige und das vertretbare.
Bei all dem finanziellen Druck ist das eine Freiheit, die man in der Selbstständigkeit hat und deshalb
sind wir da, wo wir jetzt sind, freiwillig und uns und dem Auftrag verpflichtet und sonst niemandem.
Und langsam zweigen wir auch ein wenig Zeit und etwas Geld ab und führen Forschungsprojekte
durch. Jedes einzelne wird dabei so ausgesucht, dass es unseren aktuellen Bedürfnissen entspricht
und uns damit bei neuen Untersuchungen weiterhilft. So bleiben wir nicht auf dem Status Quo
stehen, sondern erreichen nach und nach Verbesserungen. Dafür nutzen wir unser in mittlerweile
Jahrzehnten aufgebautes Wissen und freuen uns daher unglaublich darüber, wenn wir-wie heute-
wieder einmal sehen, dass unsere Forschung immer noch gefragt ist und tatsächlich noch immer
andere Forscher unsere Arbeiten lesen.
Das ist einfach klasse und damit verabschieden wir uns mit den allerbesten Grüßen an alle
Euer ForGen-Team
ForGen und die Wissenschaft!