Es gibt Fragen, die uns einfach immer wieder gestellt werden und es gibt Ansprüche, gerade bei den genetischen Analysen von Hunden, die völlig überzogen sind. Und da wir wissen, dass diese aber von manchen Stellen propagiert werden und es dann gerne einmal heißt, ForGen könne das nicht, haben wir uns entschlossen, in unregelmäßigen Abständen kleine Erklärungen zu genetischen Analysen zu präsentieren.
Dabei weisen wir daraufhin, dass wir seit Anfang der 1990er Jahre in der forensischen Genetik tätig sind und entsprechend diese fast von Beginn an miterlebt und auch mit eigenen Studien mitgestaltet haben. Wir führen genetische Untersuchungen für komplizierteste Abstammungsgutachten oder Spurenanalysen durch und haben in zahlreichen Kapitaldelikten unser Wissen und die jeweils modernsten Methoden eingesetzt.
Wir wissen ganz genau, was möglich ist und was nicht und versuchen ständig, unser Wissen über die humane, forensische Genetik auch für unsere Tieranalysen einzusetzen.
ForGen informiert, Teil 1: Zur Rasse- und Artspezifität der genetischen Merkmale
Nehmen wir den Genort PEZ5. Er hat neun typische Merkmalsmöglichkeiten und ist spezifisch für die Familie der Canidae. D.h., wenn wir hier ein Signal bekommen, ist klar, dass in der Probe DNA eines Canidae sein muss. Welcher genau, Wolf, Dackel oder Fuchs, wissen wir noch nicht.
Jedes Tier aus der Familie der Canidae besitzt zwei PEZ5-Merkmale (eines von der Mutter, eines vom Vater). Daher sollte nun völlig klar sein, dass unmöglich jeder Wolf seine eigenen PEZ5-Merkmale haben kann, jeder Fuchs auch und jeder Hund sowieso. Und hier dann bitte noch jede einzelne Rasse. Das geht so nicht!
Vielmehr sind einzelne Merkmale häufiger bei bestimmten Arten oder Hunderassen und einige Kombinationen vielleicht total typisch für den Schäferhund. PEZ5 z.B. hat zwei Merkmale, die wir bisher nur bei Wölfen gefunden haben und bei keinem normalen Hund. Allerdings – und hier wird es schwierig – gibt es einige Wolfshund Züchtungen mit „frischem Wolfsblut“ und schon kann sich eines dieser Merkmale zeigen. Prinzipiell aber sind die Arten (also Wolf-Hund-Fuchs) sehr viel leichter auseinanderzuhalten als die verschiedenen Hunderassen!
Vielleicht ist das Merkmal 104 sehr oft beim Labrador, dann ist es ein Hinweis auf Labrador. Da PEZ5 aber nur 9 Merkmale hat, kann die 104die 104 auch einmal beim Dackel vorkommen. Deshalb untersuchen wir immer mehrere Merkmale.
Durch die Anzahl und die Art der benutzten Genorte (die gut ausgewählt sein müssen) kann sich ein sehr guter Assay ergeben, mit dem man bei einer unbekannten Probe durchaus die verschiedenen Arten voneinander unterscheiden und auch starke Hinweise auf die Hunderassen erhalten kann.
Bei den Hunden wird es noch etwas schwieriger, weil die einzelnen Rassen sich nicht so sehr unterscheiden wie Fuchs und Wolf; sie haben gemeinsame, sehr nahe Linien. Daher sind die verschiedenen Rassen einander teilweise sehr ähnlich und ein Mischling, in dem viel Labrador steckt, kann durchaus auch hohe genetische Ähnlichkeiten zum Golden Retriever haben.
Es gibt keine reinen Boxer-, Dackel- oder Pudelmerkmale und daher können sich auch mal Werte über 100 % in einer Mischlingsanalyse ergeben. Und deshalb sind auch nicht alle 360 + Rassen gleich gut voneinander zu unterscheiden. Schnittmenge nennen wir das! Alles folgt der Statistik und statistisch gesehen, sieht ein Labrador genetisch anders aus als ein Dackel. Aber eben nur statistisch….
Und deshalb ist es nicht alles schwarz oder weiß (bzw. Dackel oder Pudel) und nicht jede Probe oder jeder Hund ist wunderbar aufzuschlüsseln.

ForGen informiert: Was ist ein spezifischer Genort