Für die forensisch-genetische Analyse untersuchen wir sogenannte Short Tandem Repeats (STRs), die auf den Autosomen (im Gegensatz zu den Geschlechtschromosomen, den Gonosomen) lokalisiert sind. Routinemäßig überprüfen wir bis zu 24 dieser STRs und werten sie anschließend biostatistisch aus.

Short Tandem Repeats (STRs)

Dabei handelt es sich um kurze Sequenzen (i.d.R. 3-5 Basenpaare) im Genom (=Gesamt-DNA) von Lebewesen verteilt, die sich unterschiedlich häufig wiederholen. D.h., dass alle Menschen solche STRs besitzen, die z.B. die Wiederholung ACGT aufzeigen. Dabei stehen diese Buchstaben als Abkürzungen für die Bausteine der Erbsubstanz, die vier Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin.

Solch ein Motiv besitzt beispielsweise der eine Mensch auf einem Chromosom fünfmal, auf dem anderen sechsmal. Entsprechend ergibt sich hier die „Formel“ 5/6. Würde dieser Proband ein Kind haben, müsste es ebenfalls das Merkmal 5 oder 6 aufweisen, denn die STRs werden auf die Nachkommen vererbt; jedes Kind erhält dabei immer ein STR-Motiv von der Mutter und eines vom Vater. Entsprechend kann man so beide Eltern feststellten bzw. als solche ausschließen.

Auswertung von bis zu 24 STRs

Für eine solche Abstammungsbegutachtung überprüfen wir in zwei verschiedenen Gutachtenformen routinemäßig bis zu 24 dieser STRs und werten sie anschließend biostatistisch aus. Hierbei ist wichtig zu wissen, wie die statistische Verteilung dieser STR-Merkmale in der jeweiligen Bevölkerung ist, d.h. wie häufig in der Bevölkerung bestimmte Merkmalsausprägungen vorkommen. Dazu existieren bei uns Datensammlungen von Menschen vieler verschiedener Herkunftsorte (sog. Bevölkerungsgruppen oder auch Populationen), um jeweils mit den bestmöglichen Daten rechnen zu können.

Stammt z.B. der mögliche Vater aus Afrika, könnten falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse entstehen, wenn mit STR-Häufigkeiten einer deutschen Population gearbeitet wird.

Beurteilung der Analyse

Am Ende ergibt sich eine Gesamtwahrscheinlichkeit zum Einschluss der Abstammung (mind. 99,9 % laut Gendiagnostikgesetz, in unseren Analysen durchgängig höher) beziehungsweise der Ausschluss einer Vaterschaft, wenn der untersuchte mögliche Vater nicht der Erzeuger sein kann. Ausgeschlossen wird ein Mann, wenn sich mindestens vier sogenannter Ausschlusskonstellationen zeigen, d.h., wenn er bei vier STR-Motiven kein Merkmal aufweist, welches das Kind von seinem biologischen Vater haben muss.
Für jede Untersuchung erhalten Sie abschließend eine ausführliche Bewertung mit der Angabe des Gesamtergebnisses.

Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass wir sie bereits bei Neugeborenen durchführen können. Auch dafür genügt das Material eines einfachen Mundschleimhautabstriches für die Analyse.